Der vierte Tag unseres Trainingslagers begann mit einer hitzigen Debatte um die Vergabe der berüchtigten Perücke. In einer Diskussion, die an eine politische Talkshow erinnerte, musste sich Sevi G. letztlich gegen seinen Willen mit dem modischen Kopfschmuck abfinden. Trotz der aufklärenden Bemühungen von nicht eidgenössisch anerkannten Schlichtungsexperten Noah O. unter gütiger Mithilfe von Lokalpolitiker Elias K. flog die Perücke am Ende quer durch den Raum – ein Ausdruck von Sevis Frust, der sich in einem eleganten Wurf manifestierte.
Das morgendliche Training stand im Zeichen der Regeneration, wobei sich einige regenscheue Spieler lieber im Gym-Zelt mit Velofahren vergnügten. Dieses Zelt hatte jedoch ein Loch, und es wurde ernsthaft in Erwägung gezogen, den Zeltbauer und Sponsoren aus Moslig mit dem Motto „wir lassen sie nicht im Regen stehen“ einzufliegen. Schliesslich ist ein Zelt ohne Dach wie ein Fussballspiel ohne Ball – irgendwie sinnlos.
Nach dem Training stand der Rest des Tages zur freien Verfügung. Der erfahrenere und finanziell besser betuchte Teil der Mannschaft rund um Raphi F. gönnte sich ein Mittagessen auswärts, während die anderen im Hotel blieben. Diese Investition in einen vollen Magen wird sich in Zukunft noch auszahlen – morgen mehr dazu.
Am Nachmittag teilte sich die Mannschaft in die Gruppe Jass und die Gruppe Uno auf, um Marbella zu erkunden. Die Gruppe Jass, bestehend aus routinierten Spielern, schmiedete bereits Pläne, um beim internen Spiel Jung gegen Alt am Ende der Woche als Sieger hervorzugehen und als erste Massnahme wurden gleich mal alle Physio-Termine in Beschlag genommen. Die Gruppe Uno hingegen versuchte, in einem schönen Villenviertel von Marbella eine Bleibe für künftige Aufenthalte zu begutachten. Finanziell liegen die mit 10 Millionen ausgeschriebenen Villen ja im Rahmen, hatte man doch beim Mittagessen gespart. Dieser Mission machte dann jedoch ein Wärter inklusive Schranke einen Strich durch die Rechnung. So blieb der Truppe rund um Fahrer F. Brändle, der behauptete einen alten Freund aus der Schweiz besuchen zu wollen, nur die wortwörtliche Flucht nach hinten.
In der malerischen Altstadt von Marbella, mit ihren verwinkelten Gässchen angekommen, stellte sich David B. gegen die ungesunde Ernährung seiner Kollegen, die sich mit Glace eindeckten. „My body is my temple“, lautet sein Motto und so versuchte er, eine Mandarine vom Baum zu rütteln. Nach mehrfachen Fehlversuchen fiel eine Frucht vom Baum – diese fand den Weg zum Boden jedoch über eine Frontalkollision mit seinem eigenen Kopf. Zur Aufheiterung vom Angeknockten verhalf Leandro E. mit einem eleganten Sprung, der ihm beim Hobby-Horsing Wettkampf wohl Gold einbringen würde. Das Resultat dieser Einlage war eine Frucht, die David B. mit verzerrtem Gesicht verspeiste und anmerkte: „isch glaub doch nochli z’früeh“. Mit dem Wissen der Redaktion, dass es sich bei der vermeindlichen Mandarine um eine Andalusische Bitterorangen handelte die grundsätzlich immer bitter sind wohl auch kein Wunder.
Nach dem Stadtrundgang traf man sich zu Tapas in einem Restaurant. Hier schaffte es Janis R. dreimal in Folge die Uno-Karten falsch auszuteilen. Beim dritten Mal wurde aus Rücksicht davor, dass der Schuldige beruflich wenig mit Zahlen zu tun hat, der Faux-pas akzeptiert. Der ausgebildete Banker bedankte sich, indem er Minuten später die Hopfenkaltschale von Silvan F. ausschüttete. Glücklicherweise war Silvan an diesem Tag ausnahmsweise in einer sehr ruhigen Stimmung. Hätte er sich wie auch schon zum Aggressivleader entwickelt, hätte man in den Folgeberichten wohl nicht mehr von diesem Janis gelesen.
Der Abend endete in einem Steakhouse – ein Dankeschön an dieser Stelle an unseren Food-Manager Silvio und den Mannschaftskassier Dani. Mit Ausnahme von der Bedienung, die nach der 20. Bestellung versehentlich die aufgenommenen Bestellungen löschte und nochmals von vorne begann, war es ein hervorragendes Erlebnis – das Steak war das Warten definitiv wert.




